Alt-Garbsen
Gemeinde- und Pfarrhaus
Garbsen - Alt-Garbsen
Wettbewerb | Mehrfachbeauftragung 08 / 2009, 2. Rang |
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Bauherr | Ev.-luth. Kirchengemeinde Alt-Gabsen, Garbsen |
der blick aus den leineauen auf die historische ortsmitte alt-garbsens suggeriert in einem eng gefassten bildausschnitt einen pittoresken, intakten ortskern mit ziegelgedeckten dachlandschaften, umrahmt von mächtigem, altem baumbestand und gekrönt von einem bescheidenen, sich zurücknehmenden „fingerzeig“ in den himmel: die vor 166 jahren erbaute dorfkirche alt-garbsens. diese wahrnehmung von außen bestätigt sich in unmittelbarer annäherung an den kleinen kirchhügel, der gerne von passanten als direkte wegeverbindung der calenberger straße beschritten wird.
wie „das eigelb im eiklar eines aufgeschlagenen hühnereis“ ruht die kirche im kirchhof. an diesem ort wird der emotionale, so dringend benötigte, unprätentiöse bezug der menschen zu ihrem lebensraum auf unmittelbare weise überzeugend spürbar.
ziel des entwurfes ist die ganzheitliche stärkung dieses zentralen, auch für die kirche so wichtigen emotionalen bezuges, durch eine sinnstiftende anlage und gestaltung eines ensembles aus landschaft und bauwerk.
der vorgefundene, baulich-räumliche kontext führt mit einer langen, aufsteigenden und dennoch ruhig gestalteten wandfläche auf den kirchhof zu, die den straßenraum zum kirchhof hin leicht aufweitet und beschreibt vor dem tor zum kirchhof einen ort, der den aktuellen und zeitgemäßen, einer auch auf weltliche ansprüche einer gemeinde ausgelegten bedürfnisse rechnung trägt.
der neue kirchplatz liegt im schnittpunkt der schwerelinien von kirche und gemeinschaftshaus. der gemeindesaal öffnet sich mit liegendem fensterformat zu der vertikal gestalteten schmuckfassade der kirche im hintergrund, die im Inneren ein architektonisches kleinod in sich birgt – im vordergrund der sanfte kirchhügel mit dem gestalterischen, „liegenden“ pendant, der im gelände auslaufenden kirchhofsmauer.
das gebäude ist auch im inneren klar, übersichtlich und einprägsam gegliedert, die räume gruppieren sich einer „herberge entlang der straße“ gleich zum öffentlichen raum. gestaltungsrelevant und bedeutsam ist die zonierung der freiräume in kirchhof, kirchplatz, pfarrgarten und privatgarten. gefasst von der hüllenden geste des schalenartig angelegten gemeindehauses entfaltet der einladende pfarrgarten eine halböffentliche intimität, ohne sich abzugrenzen.
wünschenswert wäre die wiederaufnahme einer ortstypischen fußwegverbindung über den pfarrgarten hinweg nach norden. so vermag der unverwechselbare, erinnerbare charakter des neuen, jetzt hinzuzufügenden architektonischen angebotes aus hochbau- und landschaftsgestaltung eine notwendige authentische gestaltung im kontext nachvollziehbar, entschieden zu begründen.
alle noch folgenden maßnahmen der gestaltung am ort sollten sich zug um zug in einem kanon hochwertiger materialgüte und materialfügung messen und wiederfinden lassen.